Polyamid: ein starkes, vielseitiges Material

Egal, ob bei Funktionsjacken, Strumpfhosen, Bademode oder Bettwäsche – der Begriff Polyamid begegnet Dir immer wieder. Aber weißt Du, was diese Kunstfaser eigentlich ausmacht? Welche Eigenschaften hat Polyamid-Stoff und wo kommt das Material überall zum Einsatz? Was solltest Du bei der Pflege beachten? Und was haben Begriffe wie Nylon oder Perlon mit der Sache zu tun? All das und mehr erfährst Du hier in unserer Materialkunde.

Was ist Polyamid?

Polyamid (Textilkennzeichen PA) ist die erste Kunstfaser, die effektiv und brauchbar in der Bekleidungsindustrie eingesetzt werden konnte – sozusagen die „Großmutter aller Mode-Kunstfasern“. Der thermoplastische Kunststoff ist leicht schmelz- bzw. formbar und trotzdem ausgesprochen reißfest. Sein chemischer Aufbau ist regelmäßig, sodass ein gleichmäßiger Faden hergestellt werden kann. Polyamidfasern können extrem fein bis grob und matt bis glänzend sein. Aufgrund ihrer vielen positiven Eigenschaften eignen sie sich für Anwendungsbereiche innerhalb und außerhalb des Modebereichs. Aber dazu später mehr.

Welche Eigenschaften hat Polyamid?

Es gilt: Polyamid = Widerstandsfähigkeit + Leichtigkeit + Pflegeleichtigkeit + Funktionalität
1. Widerstandsfähigkeit:
Der Stoff gilt als scheuerbeständig und strapazierfähig. Sowohl im trockenen als auch im nassen Zustand ist er reißfest. Verglichen mit anderen Kunstfasern ist das Material außerdem elastisch, behält aber auf Dauer seine Form. Es gilt zudem als mottensicher. Polyamid-Kleidung wird Dich daher lange begleiten.
2. Leichtigkeit:
Die dünnen Polyamidfasern können zu feinen Stoffen verarbeitet werden. Sie sind angenehm weich und fühlen sich auf der Haut noch leichter als Seide an – egal, ob sie bei Bettwäsche oder Bekleidung zum Einsatz kommen.
3. Pflegeleichtigkeit:
Die Faser knittert wenig und trocknet schnell, weil sie kaum Feuchtigkeit aufnimmt. Sie lässt sich unkompliziert waschen, läuft nicht ein und sollte kaum gebügelt werden.
4. Funktionalität:
Die geringe Wasseraufnahme macht Polyamid zur idealen Basis für Bademode, Sport- und Funktionskleidung. Der Stoff ist wasserbeständig und winddicht. Feuchtigkeit bzw. Wasserdampf werden durch kleine Poren im Gewebe nach außen transportiert. Richtig atmungsaktiv ist Polyamid allerdings nicht. Daher werden dem Material häufig Naturfasern wie Baumwolle, Lyocell oder Merinowolle beigemischt. Diese übernehmen den Feuchtigkeitsaustausch an die Luft.
Schon gewusst? Die Kunstfaser lässt sich vergleichsweise leicht einfärben. Das hatte für die Modeindustrie eine große Bedeutung. Ohne Polyamid wären die kunterbunten 70er Jahre viel weniger farbenfroh gewesen.

Vorteile und Nachteile von Polyamid im Überblick

Was Kleidung aus diesem Material ausmacht, haben wir für Dich hier zusammengefasst:
✅ Fühlt sich leicht und streichelzart an
✅ Elastisch, gleichzeitig aber auch formstabil
✅ Knitterarm, schnelltrocknend und damit sehr pflegeleicht
✅ Lässt sich leicht färben und ist daher im Modebereich sehr beliebt
✅ Abriebfest, reißfest und mottensicher
✅ Recycelbar
❌ Ohne die Beimischung anderer Materialien nicht atmungsaktiv
❌ Kann sich elektrostatisch aufladen
❌ Wenig wärmedämmend
❌ Kann sich durch starke Sonneneinstrahlung verfärben
❌ Nicht nachhaltig

Wie wird Polyamid hergestellt?

Die Industriefaser wird in den Werken großer Hersteller wie BASF, DuPont, Bayer oder Hoechst gefertigt. Die zugrundeliegenden chemischen Prozesse sind recht kompliziert, daher hier die Kurzversion zur Herstellung: Durch Polymerisation bzw. Polykondensation aus zwei Feststoffen, Hexamethylendiamin und Adipinsäure, entsteht eine zähflüssige Schmelze. Daraus lassen sich Fäden unterschiedlicher Stärken ziehen. Die Fasern können anschließend beispielsweise zu Polyamid-Bekleidung weiterverarbeitet werden.
Wenn Du folgende Begriffe bzw. Handelsnamen liest, steckt Polyamid dahinter:
➽ Nylon
➽ Perlon
➽ Enkalon
➽ Antron
➽ Dederom
➽ Kevlar
Zu den wichtigsten Polyamidgeweben gehören Nylon (Polyamid 6.6) und Perlon (Polyamid 6). Die beiden Materialien sind sich sehr ähnlich und werden häufig für Feinstrumpfhosen verwendet.
Schon gewusst? Wenn Du ein Produkt aus Mikrofasern findest, kann es ebenfalls aus Polyamid bestehen. Das ist nämlich ein Sammelbegriff für sehr feine Fasern.

Polyamid oder Polyester: Wie unterscheiden sich die Stoffe?

Diese beiden Kunstfasern zeichnen sich durch unterschiedliche chemische Zusammensetzungen aus. Dadurch gilt Polyamid als elastischer sowie fester und Polyester als hitzebeständiger. Beide Materialien werden häufig im Bereich Sportmode verwendet, sind strapazierfähig, formstabil und leiten Feuchtigkeit nach außen.

Wie umweltfreundlich ist Polyamid?

Die Basis für dieses synthetische Material bildet Erdöl, das durch Bohrungen gewonnen wird. Daher ist es wichtig, dass Du Deine Kleidung sorgsam behandelst. Schließlich hält die widerstandsfähige, scheuer- und reißfeste Faser dann sehr lange. Polyamid ist nicht biologisch abbaubar, lässt sich aber recyceln, was aus ökologischer Perspektive ein wichtiger Vorteil ist.

Wo wird Polyamid-Material eingesetzt?

In der Modebranche wird dieses vielseitige Material für allen Arten von Freizeitkleidung verwendet – häufig in Kombination mit anderen Natur- oder Kunstfasern. Es ist leichter als Seide und reißfester als Baumwolle.
Besonders gut eignet es sich außerdem für:
➽ Regen- oder Outdoor-Bekleidung, weil es wasserabweisend ist
➽ Sportbekleidung und Funktionswäsche, weil der Stoff schnell trocknet
➽ Strumpfhosen, Strümpfe und Dessous, weil das Material elastisch ist
Aber auch außerhalb des Modebereichs findet Polyamid Anwendung. Dank seiner Festigkeit, Zähigkeit und Leichtigkeit kann kaum eine andere Faser so viele Anwendungsgebiete abdecken:
➽ Textilien: Handtücher, Mikrofaser-Bettwäsche und Matratzenbezüge
➽ Haushalt: Reinigungstücher, Vakuumverpackungen von Käse, Wurst und Tiefkühlprodukten, Teppichböden, Lacke und Klebstoffe
➽ Sport und Freizeit: Flugdrachen, Fallschirme, Segel, Angelschnüre, Fischernetze, Tennisschläger-Bespannungen, Insektennetze und Federbälle

Häufige Fragen zur Pflege von Polyamid-Kleidung

Einerseits gilt Polyamid als knitterfrei und mottensicher. Andererseits ist es gegenüber Hitze, Deo, Bleiche und Fleckenentferner recht empfindlich. Daher solltest Du den Stoff vorsichtig waschen und trocknen:
Wie kannst Du Polyamid waschen?
Genaue Hinweise dazu findest Du wie gewohnt in den Pflegehinweisen des Herstellers. Hast Du diese nicht zur Hand, hältst Du Dich am besten an folgende Angaben:
➽ Waschen bei 30 - 40 °C
➽ Fein- oder Schonwaschprogramm
➽ Idealerweise Waschmittel ohne Chlor und Aufheller verwenden
➽ Weichspüler einsetzen, um elektrische Aufladung des Stoffs zu verhindern
➽ Kurz schleudern und anschließend aufhängen
Wie solltest Du Polyamid am besten trocknen?
Nach dem Waschen kannst Du Polyamid-Kleidung direkt auf den Wäscheständer hängen. Die Fasern trocknen vergleichsweise schnell, in den Wäschetrockner solltest Du sie nicht geben. Denn der Stoff ist hitzeempfindlich.
Solltest Du Polyamid-Kleidung bügeln?
Wenn überhaupt, solltest Du das Material nur kurz und bei niedrigen bis mittleren Temperaturen bügeln. Meist ist das aber nicht notwendig, denn die Kunstfasern gelten als knitterarm.

Fazit: Polyamid als Universaltalent

Die Erfolgsgeschichte begann Anfang des 20. Jahrhunderts, als Polyamid die teuren und empfindlichen Natur-Seidenstrümpfe ersetzte. Seitdem wurde das Material weiterentwickelt, wurde zum heimlichen Star der kunterbunten 70er Jahre Mode und eroberte sich einen Platz in der Welt der Funktions- und Sportbekleidung. Es lässt sich recyceln und hält aufgrund seiner Widerstandsfähigkeit sehr lange, wenn Du sorgsam damit umgehst. So ist Polyamid aus dem Modebereich kaum noch wegzudenken.