Spitze, die edle Verführung in der Modewelt: Hier erfährst Du alles Wissenswerte

Über die Jahrhunderte hinweg ist das durchscheinende und filigrane Textil Spitze modisch aktuell geblieben. Heute ziert Spitze aufwendige Roben der Haute Couture ebenso wie verführerische Dessous, zarte Brautschleier oder angesagte Tops. Zahlreiche verschiedene Herstellungsverfahren haben im Laufe der Zeit unterschiedliche Muster und Qualitäten hervorgebracht. Entsprechend vielfältig ist ihr Einsatz in der Modewelt. Hier findest Du alles, was Du über Spitze wissen musst.

Was ist Spitze?

Von Spitze spricht man bei Textilien, die aus Garn oder Garn und Stoff zu Ornamenten gearbeitet sind. Dabei ist entscheidend, dass sich zwischen den Musterlinien und -formen Leerräume befinden. Dadurch scheint der Hintergrund durch die Spitze hindurch. Je nachdem, ob die Spitze mit einem anderen Stoff hinterlegt ist oder direkt auf der Haut aufliegt, variiert der Effekt. Spitze kann verführerisch oder unschuldig, edel oder bieder wirken.

Wie wurde die Spitze erfunden?

Die Erfindung der Spitze wird in Europa allgemein den Norditalienern zugeschrieben. Dort wünschten sich die Venezianer einen durchbrochenen Stoff, der die Haut durchscheinen ließ. Daraufhin wurden aus Leinenstoff Fäden gezogen und die übrigen Fäden mit Nadel und Garn zu Ornamenten zusammengezogen. Die früheste Form der Nadelspitze war geboren, die sogenannte Reticella.

Echt spitze: Seit wann findet man die schöne Verzierung in der Mode?

Die ersten Spitzen stellten die Italiener bereits im 15. Jahrhundert her. Die Technik der Reticella verfeinerten und entwickelten sie im Laufe der Jahre zu der Nadelspitze. Die Nadelspitze verzichtet auf ein Gewebe als Grundlage. Nur mit Nadel und Faden zaubert sie feine Ornamente zu einem in sich abgeschlossenen Textilstück. Die italienische Nadelspitze kam vor allem aus Venedig und Mailand und war in der Herstellung extrem aufwendig. Entsprechend hoch war der Preis für die Spitze, die sich daher nur die Reichen und Mächtigen leisten konnten. Deutlich günstiger wurde Spitze um 1700 mit der Klöppeltechnik. Und bis Ende des 18. Jahrhunderts setzte sich Spitze auf einem Tüllgrund durch. Diese Art der Spitze war so kostengünstig, dass sie auch für weniger reiche Bürger erschwinglich war. Heute wird Spitze im großen Stil maschinell gefertigt.

Nach wie vor topmodern: In welchen Modetrends ist Spitze vertreten?

Valentino, Dolce & Gabbana, Oscar de la Renta und viele andere Topdesigner machen es vor: Spitze ist in. Sie schmückt auf den angesagten Laufstegen der Welt Kleider, Röcke, Blusen, Blazer und Accessoires wie Taschen, Schuhe und Tücher. Ihre Verwendung ist dabei vielfältig. Spitze findet sich als Bordüre am Ausschnitt, als Applikation, als Einsatz oder als Hauptstoff. Schwarze und weiße Spitze sind dabei die zeitlosen Klassiker und wirken je nach Verwendung elegant und verrucht oder unschuldig und jugendlich. Besonders im Trend ist hingegen bunte Spitze. Spitze in poppigen Knallfarben verdrängt das biedere Image von Spitzengardinen restlos aus dem Bewusstsein. Es bleibt die Spitze als angesagtes Textil in mittlerweile sogar büro- und alltagstauglichen Designs.

Spitze ist nicht gleich Spitze: Welche Unterschiede gibt es?

Die Anzahl der verschiedenen Spitzen ist nahezu unüberschaubar. Doch es gibt einige grundlegende Herstellungsverfahren, die Du kennen solltest. Neben der Nadelspitze, der Klöppelspitze und der Tüllspitze ist in der Textilgeschichte vor allem die irische Häkelspitze bekannt. Heute ist die St. Gallener Spitze oder auch Guipure-Spitze der Inbegriff für qualitativ hochwertige Spitze. In dem Schweizer Zentrum der Spitzenherstellung ist es Ende des 19. Jahrhunderts gelungen, einen bestickten Stoff so zu verätzen, dass nur noch die gestickten Elemente übrig blieben. Damit erzielt die Guipure-Spitze eine ebenso edle und feine Optik wie die Nadelspitze mit einem wesentlich einfacheren Herstellungsverfahren.